Bremsscheiben – ein Ratgeber
Inhaltsverzeichnis
- Bremsen – Schwerstarbeiter im Dauerstress
- Was technisch dahintersteckt
- Bremsverlust rechtzeitig erkennen
- Alarmsignal 1: sinkende Bremsflüssigkeit
- Alarmsignal 2: pulsierendes Bremspedal
- Alarmsignal 3: schleifendes Geräusch beim Bremsen
- Bremsscheiben wechseln – Werkstatt oder selbst machen?
- Was kosten neue Bremsen?
- Bremsscheiben aus dem Internet?
- Plagiat oder nicht Plagiat – das ist die Frage
- Hier können Sie alle Teile der Bremsanlage einschließlich der Bremsscheiben kaufen.
Ein bekannter Rennfahrer brachte das Thema in einem Interview auf den Punkt:
Fahren ist nicht das Problem – das Fahrzeug rechtzeitig zum Stehen zu bringen ist die wahre Herausforderung.
Damit ist das Wichtigste bereits gesagt. Selbst bei mäßigen Geschwindigkeiten baut ein Automobil große Mengen an Bewegungsenergie auf. Sie im Bedarfsfall schnell und ohne unerwünschte Nebeneffekte zu vernichten, ist Aufgabe der Bremsanlage. Damit gehört diese Systemgruppe zu den am meisten beanspruchten Bauteilen, gleichzeitig steht sie bei der Sicherheitsbewertung mit Abstand an erster Stelle. Kein Wunder, dass die sorgfältige Wartung und Instandhaltung der Bremsen von grundsätzlicher Bedeutung für den sicheren Betrieb des Automobils ist.
Bremsen – Schwerstarbeiter im Dauerstress
Im Stadtverkehr werden Bremsen zwischen zehn und zwanzigmal pro Minute betätigt. Bei Überlandfahrten ist die Frequenz geringer, allerdings sind in diesem Fall die einzelnen Bremsvorgänge intensiver. In jedem Fall gilt: Es gibt keine andere technische Einheit im Fahrzeug, die derart intensiv von Verschleiß und Abnutzung betroffen ist wie die Bremsen, und hier besonders die Bremsscheiben, Bremstrommeln und Bremsbeläge.
Besonders die Bremsen für die Vorderräder müssen einiges einstecken. Ihre Beanspruchung beträgt etwa das Dreifache der Hinterräder. Dennoch gilt für alle am Bremsvorgang beteiligten Elemente: Irgendwann kommt der Augenblick, an dem die Lebensdauer erschöpft ist. Diesen Moment rechtzeitig zu erkennen und durch Austausch Abhilfe zu schaffen entscheidet über Leib und Leben von Fahrer, Beifahrer und aller anderen Verkehrsteilnehmer.
Eine Bremsanlage ist nur so gut wie es ihre schwächsten Elemente sind. Das sind in der Regel die Verschleißteile, also die Bauelemente, die miteinander in Berührung kommen und durch Reibung den Bremseffekt erzielen. Aber auch die anderen Bauteile sind lebenswichtig. Was nützen die besten Bremsscheiben, wenn der Bremsdruck, der am Pedal ausgelöst wird, wegen undichter Bremsschläuche und daraus entwichener Bremsflüssigkeit überhaupt nicht bei ihnen ankommt?
Für Sie als Fahrer bedeutet das: Sobald der Druck auf die Bremse nicht mehr die volle, bisher gewohnte Bremsleistung auslöst, muss Ihr inneres Alarmsystem anspringen, auch, wenn am Armaturenbrett noch kein Warnlicht angeht. Eine Bremse funktioniert nicht ohne Grund plötzlich schlechter. Die zeitnahe Überprüfung sollte in diesem Fall eine Selbstverständlichkeit sein. Ob Sie das Ihrer Werkstatt überlassen oder als geübter Hobbyschrauber selbst erledigen, ist egal – wichtig ist nur, dass es getan wird, und das so schnell wie möglich.
Was technisch dahintersteckt
Für Kraftfahrzeuge gibt es zwei technische Bauprinzipien: die Trommelbremse und die Scheibenbremse. Wegen der offensichtlichen technischen Vorteile haben sich mittlerweile Scheibenbremsen klar durchgesetzt. Trommelbremsen finden nur noch vereinzelt bei Automobilen mit geringer Motorleistung Verwendung.
Ein wesentlicher Vorteil der Scheibenbremse ist ihre geringeres Gewicht gegenüber der Trommelbremse. Das wirkt sich positiv auf das Gesamtgewicht des Fahrzeugs und damit auch auf seine Verbrauchsdaten aus. Es gibt einen weiteren wichtigen Vorteil: Die offene Bauweise einer Scheibenbremse erlaubt den besseren Abtransport der entstehenden Reibungshitze. Das ist von grundsätzlicher Bedeutung für die Lebensdauer der Bremsscheibe. Die ständige thermische Höchstbelastung führt zu einem allmählichen Nachlassen der Bremswirkung, ein Effekt, der Fading genannt wird. Gemeinsam mit dem Abrieb der Bremsklötze sorgt diese Entwicklung für den Verschleiß. Durch bessere belüftete Scheibenbremsen ist die Lebensdauer der Verschleißteile höher als bei der Trommelbremse – ein weiteres Merkmal, das für die Scheibenbremse spricht.
Wichtig für die Betriebssicherheit ist in diesem Zusammenhang die seit 1967 gesetzlich vorgeschriebene Zweikreis-Anlage. Damit wird die Bremse zum redundanten System: zwei eigenständige Bremskreise führen voneinander unabhängig jeweils die vollständige Bremsung durch. In der Regel wird das durch eine Betriebsbremse und eine Feststellbremse bewerkstelligt. Der Vorteil: Fällt ein Bremskreis aus, steht der andere für die anstehende Bremsung noch zur Verfügung.
Bremsverlust rechtzeitig erkennen
Grundsätzlich legt der Automobilhersteller die Bremswechselintervalle fest. Fassen Sie das allerdings nur als Richtwert auf, der den besten Fall beschreibt. Jeder Mensch hat ein anderes Fahrverhalten. Auf kein anderes Bauteil wirkt sich das intensiver aus als auf die Bremsen und ihren Verschleiß. Sie sollten sich mit der Möglichkeit vertraut machen, dass es bei Ihnen zu häufigeren Bremswechseln kommen kann als im Betriebshandbuch oder im Serviceheft aufgeführt. Auf jeden Fall sollten Sie die angegebenen Werte niemals überschreiten. Irgendwo zwischen 30.000 und 100.000 gefahrenen Kilometern ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Scheiben und Beläge erneuert werden müssen.
Gehören Sie zu der Gruppe, die als “sportliche Fahrer” bezeichnet wird, kann es auch schon einmal zu Intervallen von nur 20.000 Kilometern kommen.
Das untrügliche Indiz, dass der Wechsel der Bremsscheibe ansteht, ist ihre Mindestdicke. Die Bremsscheibendicke darf vier Millimeter nicht unterschreiten, so wollen es die meisten Automobilhersteller.
Aber es gibt noch weitere Indizien, die Ihnen untrüglich signalisieren, dass der Zeitpunkt des Scheibenaustauschs gekommen ist:
In den meisten Fahrzeugen wird der richtige Zeitpunkt durch eine Warnleuchte angezeigt. Nicht nur bei Automobilen, die eine solche Anzeige nicht haben, sondern auch ganz allgemein sollte man auch auf weitere Indizien achten, denn auch eine Kontrollleuchte kann versagen. Ein berühmter Spielfilm aus den 1960er Jahren beschreibt eine Situation, in der zwei Weltstädte durch Atombomben vernichtet wurden, weil ein Signalgerät nicht richtig funktioniert hat. Daher der Tipp:
Warnleuchten sind gut, aber der gesunde Menschenverstand ist besser.
Alarmsignal 1: sinkende Bremsflüssigkeit
Verschleißende Bremsen führen dazu, dass der Pegelstand der Bremsflüssigkeit sinkt. Daher ist es in jedem Fall eine gute Idee, bei jedem Tankvorgang einen kurzen Blick darauf zu werfen. Aber bitte beachten Sie: nur kontrollieren, nicht nachfüllen!
Ist der Mindeststand erreicht, gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder, der letzte Bremsscheibenwechsel liegt bereits länger zurück. In diesem Fall ist das Absinken der Bremsflüssigkeit darauf zurückzuführen. Das sollte das Signal für den Austausch der Bremsscheibe sein, einschließlich dem anschließenden Nachfüllen der Bremsflüssigkeit. Oder die Bremsen sind noch gut in Schuss. In diesem Fall geht der Verlust der Bremsflüssigkeit auf ein Leck im Bremskreislauf zurück. Der Wagen sollte in der Werkstatt fachmännisch überprüft werden.
Alarmsignal 2: pulsierendes Bremspedal
Vermittelt der Druck auf die Bremse das Gefühl, dass der Bremsbelag über eine Art Zahnrad schleift oder über Gummi rubbelt, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass die Bremsscheibe das Ende ihrer Lebensspanne erreicht hat. Die ständige Höchstbelastung durch Reibungshitze hat zu ihrer Verformung geführt, wodurch der Bremsbelag nicht mehr bündig auf der Scheibe aufliegt.
Alarmsignal 3: schleifendes Geräusch beim Bremsen
Ist der Bremsbelag bereits so dünn, dass die Halterung beim Bremsen dauerhaft Kontakt mit der Bremsscheibe erhält, ist das unüberhörbar. Das Schleifen, das Sie beim Bremsen hören, übermittelt Ihnen die unmissverständliche Botschaft: Die Bremsscheiben müssen raus, so schnell wie möglich.
Neben diesen am häufigsten vorkommenden Alarmsignalen kann auch das Vibrieren des Lenkrads darauf hinweisen, dass es Zeit für den Scheibenwechsel ist. Allerdings kann dieser Effekt auch andere Ursachen haben, daher ist in diesem Fall eine sorgfältige Ursachenprüfung unbedingt anzuraten.
Bremsscheiben wechseln – Werkstatt oder selbst machen?
Um es einfach auszudrücken: Gute Bremsen entscheiden über Leib und Leben aller Menschen im Auto und darum herum. Wollen Sie dafür selbst die Verantwortung tragen?
Wenn Sie diese Frage mit nein beantworten oder bei der Beantwortung zögern, kann die Entscheidung nur lauten: Der Bremsenwechsel sollte in der Kfz-Fachwerkstatt durchgeführt werden.
Sind Sie ein ambitionierter Hobbymechaniker und verfügen über das konkrete Wissen und das erforderliche Werkzeug, können Sie sich selbst heranwagen, einen Bremsscheibenwechsel fachmännisch durchzuführen. Wenn man es kann, ist das in relativ kurzer Zeit zu bewerkstelligen:
- Auto mit dem Wagenheber aufbocken.
- Rad und Kappen der Führungsbolzen abnehmen.
- Zum Freilegen der Bremsscheibe den Bremskolben nach hinten drücken.
- Erst den Bremssattel, dann die Bremsbeläge herausnehmen.
- Radnabe gründlich mit speziellem Reinigungsmittel säubern.
- Etwas Kupferpaste auf die Rückseiten der neuen Bremsbeläge und des neuen Bremssattels auftragen (beugt dem vorzeitigen Verschleiß und Abrieb der neuen Teile vor).
- Alle Teile fest anmontieren – fertig.
Sie sollten neue Bremsen grundsätzlich achsweise austauschen, also beide Vorderräder oder beide Hinterräder zusammen. Nur das gewährleistet eine gleichmäßige Bremsleistung und schützt sie vor dem seitlichen Ausbrechen beim Bremsen.
Geben Sie Ihrer neuen Bremse etwas Zeit und Gelegenheit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Wenn Sie es nicht ohnehin tun, verfolgen Sie in der ersten Zeit einen langsameren, defensiven Fahrstil, damit auch die Bremsvorgänge sanft ausfallen, bis die Bremse eingefahren ist.
Was kosten neue Bremsen?
Wie groß das Loch ist, das Ihnen der Bremsentausch in die Geldbörse reißt, hängt davon ab, was getauscht werden muss. Das teuerste Element ist die Bremsscheibe als zentrales Element. Müssen nur die Bremsbeläge ausgetauscht werden, ist die Maßnahme schon erheblich günstiger. Natürlich hängt der Preis auch stark von der Automobilmarke und dem Modell ab.
Für den Austausch der Bremsscheibe bringt eine Werkstatt an Arbeitszeit in der Regel etwa eine halbe Stunde pro Rad in Anrechnung. Damit können insgesamt Kosten zwischen 50 und 200 Euro pro Rad anfallen. Muss auch der Bremsbelag ausgewechselt werden, rechnen die meisten Werkstätten nochmals 15 Minuten an Zeitaufwand pro Rad hinzu. Die Gesamtkosten steigen dann etwa um 50 bis 70 Prozent.
Bremsscheiben aus dem Internet?
Der größte Vorteil beim Kauf im Internet ist gleichzeitig auch sein größter Nachteil: Es gibt unübersehbar viele Anbieter. Das bedeutet, dass auch schwarze Schafe darunter sein können. Sie sollten sich also zunächst einen Eindruck darüber verschaffen, wie seriös der Händler ist. Wenn Sie die Firma noch nicht kennen, googeln Sie ein wenig und sehen Sie nach, was andere Kunden über den Händler zu sagen haben. Wichtig ist auch der Blick ins Impressum. Ist die vollständige postalische Adresse und alle erforderlichen Kontaktdaten enthalten? Fehlt etwas davon, oder ist statt Adresse nur ein Postfach angegeben, sollten Sie den Anbieter auf Ihre persönliche, lebenslange Sperrliste setzen.
Bei seriösen Händler können Sie über das Internet eine Menge Geld sparen. Aber treiben Sie es mit Ihrer Sparwut nicht zu weit: Ersatzteile für die Bremsanlage sollten immer nur als Neuware erworben werden. Kaufen Sie in keinem Fall instandgesetzte oder überholte Teile, egal wie vollmundig die Beschreibung und wie verlockend der Preis auch sein mag.
Abhängig von Ihrer Fahrweise sollten Sie die zu Ihnen passenden Bremsscheiben kaufen. Fahren Sie defensiv und im gemäßigten Geschwindigkeitsbereich, sind Standardbremsscheiben für Sie das Richtige. Sind Sie sportlich und eher schneller unterwegs, sollten es schon Sportbremsscheiben sein, denn die vertragen auch eine etwas härtere Gangart, ohne gleich zu überhitzen.
Auf einige wichtige Kriterien sollten Sie beim Kauf immer achten:
- Wie groß sind die Scheiben?
- Wie sieht die Lüftung aus?
- Handelt es sich um Originalprodukte der Autohersteller oder sind es Identteile?
- Sind die Scheiben mit dem ECE-Prüfzeichen zertifiziert?
- Gibt es die ABE, also die allgemeine Betriebserlaubnis?
- Wie sieht es mit der Beschaffenheit des Materials und der Wärmeleitfähigkeit aus?
Das Ergebnis Ihrer Prüfung sollte sein, hundertprozentig passende Scheiben ausfindig zu machen, die exakt für Ihr Fahrzeug zulässig sind. Dabei kann Ihnen auch die OE-Nummer helfen – das ist die ursprüngliche Teilenummer des Herstellers.
Plagiat oder nicht Plagiat – das ist die Frage
Anders als Identteile, die durchaus dem Qualitätsstandard der Originalteile gleichkommen können, sind Plagiate auf Betrug angelegt. In den meisten Fällen halten sie die erforderlichen qualitativen Mindeststandards nicht ein und bedeuten gerade bei Bremsen eine akute Gefährdung von Leib und Leben. Hier kommen einige Tipps, wie Sie Plagiate identifizieren können.
Am einfachsten erkennen Sie Plagiate am Preis. Ist der so unwahrscheinlich günstig, dass das einfach nicht wahr sein kann, ist es das auch nicht. Das Produkt hat verborgene Mängel, die selbst diesen Niedrigpreis nicht rechtfertigen. Hände weg davon!
Ein weiteres Indiz ist die Wahl des eingesetzten Materials. Entspricht das nicht den Gegebenheiten bei den seriösen und bekannten Herstellern, ist äußerste Vorsicht geboten. Auch die Website des Herstellers kann wertvolle Hilfe leisten. Erhalten Sie beim Billiganbieter Teile einzeln, die beim Hersteller nur gemeinsam geordert werden können, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Plagiate.
Viele Hersteller verwenden Sicherheitsmerkmale wie Seriennummern, Hologramme, Strichcodes oder Prüfnummern zum Freirubbeln. Der große Nachteil dieser Prüfkriterien ist, dass der Schaden erst offensichtlich wird, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, also nach dem Kauf. Daher der dringende Tipp:
Wenn Sie Bremsscheiben und Bremsbeläge im Internet kaufen, greifen Sie vor allem auf die gründliche Prüfung vor dem Kauf zurück, um keinen Schaden zu erleiden – finanziell und körperlich.